Unter einer Einführungsstrategie versteht man im Allgemeinen das grundsätzliche Vorgehen mit dem eine Software, z.B. ein ERP System im Mittelstand, eingeführt wird.
Die Einführungsstrategie als also nur ein kleiner Teil eines umfassenden Vorgehensmodells.
In der Literatur werden typischer Weise zwei ERP-Einführungsstrategien unterschieden:
- Simultane ERP-Einführung (auch „Big-Bang Umstellung“ genannt)
- Sukzessive ERP-Einführung (auch „Schrittweise Umstellung“ genannt)
Im diesem Artikel werden die Grundlagen der „sukzessiven“ Einführungsstrategie erläutert, einen Artikel zur „simultanen“ Einführungsstrategie finden Sie hier.
Sukzessives Vorgehen bei der ERP-Einführung
Bei dem sukzessiven oder auch „schrittweisen“ Vorgehen werden die einzelnen Teile des ERP-Systems zeitlich versetzt umgestellt. Bei dieser Einführungsstrategie sollte insbesondere auf eine sinnvolle Reihenfolge bei der Inbetriebnahme der einzelnen Programmmodule geachtet werden. Beispielsweise wird die Lagerwirtschaft vor der Fertigung in Betrieb genommen. Es ist ebenfalls denkbar, die Prozessoptimierung, die mit einer ERP-Einführung typischer Weise einher geht, je Modul durchzuführen. Auf Grund der starken Abhängigkeiten in den Geschäftsprozessen, sollte dies jedoch insbesondere im Mittelstand und KMU tendenziell vermieden werden (soweit möglich).
Vorteile der sukzessiven Strategie
Als Vorteile gegenüber einer simultanen Umstellungsstrategie können genannt werden:
- Die Projektgröße beleibt überschaubar (durch die zeitliche Aufteilung), daher reduzieren sich die Anforderungen an das Projektmanagement.
- Die Projektkosten verteilen sich über einen längeren Zeitraum, was Finanzierung vereinfachen kann.
- Es ist möglich relativ schnell Erfolgserlebnisse zu erzielen – das ist positiv für die Motivation und die Kommunikation im Unternehmen.
- Die organisatorische Komplexität wird reduziert, da immer nur einzelne Unternehmensbereiche betroffen sind.
Nachteile und Risiken der sukzessiven Strategie
Die Strategie birgt jedoch auch einige Nachteile und Risiken gegenüber der simultanen Umstellungsstrategie:
- Für parallel zu betreibende Alt-Systeme (in noch nicht umgestellten Unternehmensbereichen) müssen Schnittstellen zum Synchronisieren der Daten geschaffen werden. Diese sind tendenziell aufwändig und fehleranfällig.
- Die Einführung einzelner Modul kann die Anschein von „Zwischenlösungen“ erwecken.
- Der volle Nutzen wirtschaftlicher Integrationseffekte kommt erst nach der vollständigen Umstellung zum Tragen.
- Es besteht die Gefahr, dass Anforderungen an einzelne Module, bedingt durch die spätere Einführung weiterer Module, nicht vollständig erfasst werden und somit aufwendige Nacharbeiten anfallen.
Differenzierung der sukzessiven ERP-Einführungsstrategie
Eine weitere Differenzierung des sukzessiven (schrittweisen) Vorgehens, ist die Unterscheidung nach einem funktionsorientierten Vorgehen im Gegensatz zum einem prozessorintieren Vorgehen.
- Funktionsorientiert bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die ERP-Software gruppiert nach Ihren Funktionsmodulen eingeführt wird (z.B. Lagerwirtschaft, Einkauf, Fertigung, Vertrieb, Service). Auch wenn sich dieses Vorgehen insbesondere im Mittelstand und KMU anbietet, ist es in sofern problematisch, als dass Insellösungen entstehen können und die Gefahr der oben erwähnten unvollständigen Erfassung von Anforderungen sich verstärkt.
- Prozessorientiert meint, dass versucht wird, jeweils einen kompletten Geschäftsprozess nach dem anderen umzustellen (z.B. den Gesamten Bestellprozess inkl. aller Implikationen). Damit wird versucht die o.g. Probleme zu reduzieren, jedoch wird die Komplexität stark erhöht, da z.B. das komplette Einkaufsmodul, jedoch nur Teile der Lagerwirtschaft und der Fertigungsmoduls eingeführt würden.
Details zu diesem Thema, sowie weitere Grundlagen und Literatur finden Sie natürlich auch in dem Buch “Vorgehensmodell zur ERP-Einführung in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Ein Modell aus der Perspektive eines Softwarehauses” (ISBN 978-3-638-94778-7).